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Vorbereitung zum ersten Staatsexamen – ein Erfahrungsbericht

Ein Patentrezept gibt es nicht. Und wie es so oft heißt: Jeder muss für sich selbst herausfinden, wie er am besten lernt und welcher Lerntyp er ist.

Erfahrungsbericht zum ersten Staatsxamen von Florian Köhler

An meine Examensvorbereitung erinnere ich mich mit gemischten Gefühlen.

Ich hatte zunächst zur Vorbereitung eines der einschlägigen Repetitorien in Berlin-Dahlem besucht. Dabei hatte ich jedoch – so muss ich es im Nachhinein betrachten – den Fehler gemacht, mit dem Repetitorium bereits während des Schwerpunktbereichs anzufangen. Ich hatte damals im Sinn, unbedingt den Freischuss mitnehmen zu wollen und daher sehr viel Wissen in kurzer und kompakter Zeit ansammeln und speichern zu wollen. Das ging natürlich dann erwartungsgemäß nach hinten los: Während ich mich fast ausschließlich auf den Schwerpunktbereich konzentrieren musste, habe ich das Repetitorium erheblich vernachlässigt. Im Ergebnis war dann der Schwerpunktbereich gut geschafft, aber der Freischuss hat dann einfach nicht gesessen. Gut, das ist vielleicht nicht so schlimm, mögen einige denken, es ist ja „nur“ der Freischuss. Ärgerlich war es für mich natürlich schon, zumal man doch eine Menge Geld versenkt hatte und viel Zeit im Präsenzkurs abgesessen hatte und doch die eine oder andere Klausur im Klausurenkurs geschrieben hatte.

Für mich war jedenfalls nach dem misslungenen Freischuss klar: Du musst etwas anders machen!

Also gesagt, getan. Fortan konzentrierte ich mich dann sehr auf das Klausurentraining. Pro Woche habe ich dann im Schnitt ca. 2 Klausuren geschrieben. Zum einen gab es an meiner Uni einen kostenlosen Klausurenkurs. Zum anderen habe ich dann auch noch einen Klausurenkurs von einem privaten Repetitorium wahrgenommen. Dabei bin ich dann auch mehr oder minder regelmäßig zu den Klausurbesprechungen gegangen und habe mich kontinuierlich mit Kommilitonen ausgetauscht. Schließlich habe ich auch noch eine kleine Lerngruppe gebildet, in der wir regelmäßig examensrelevante Klausurprobleme und teilweise auch aktuelle Rechtsprechung besprochen haben.

Zwischenfazit Repetitorium

Ich möchte von einem Repetitorium nicht per se abraten. Ich halte es aber für sehr wichtig, dass man einem Repetitorium die volle Aufmerksamkeit widmet. Wenn man nicht gut vor- und nachbereitet zahlt man am Ende nur eine für einen Studenten doch nicht unerhebliche Summe. Ich denke, man kann das Geld dann sinnvoller anlegen. Wer sich allerdings die Zeit nehmen kann und auch sonst den „Frontal-Unterricht“ mag, der fährt mit einem Repetitorium grundsätzlich nicht schlecht.

An meiner Uni gab es übrigens auch ein kostenloses „Uni-Rep“. Das habe ich aber nicht besucht. Trotzdem habe ich gehört, dass sich ein solcher Besuch durchaus lohnen kann, um einzelne Rechtsprobleme und Themengebiete nochmal gezielt durchzuarbeiten. Da kommt es aber wohl ziemlich stark auf den jeweiligen Dozenten an. Trotzdem denke ich, dass ein Besuch da schon lohnenswert ist, da das Uni-Rep kostenfrei ist.

Zwischenfazit Klausurentraining

Für mich war das Klausurentraining essentiell. Das hatte ich auch im Vorfeld immer wieder von Dozenten und Kollegen, die das 1. Staatsexamen bereits hinter sich hatten, gehört. Auch ich muss im Nachhinein sagen, dass es unheimlich wichtig ist, Klausuren zu schreiben. Und zwar möglichst viele. So kann man sich meiner Meinung nach am besten auf das Examen vorbereiten, da man nur so lernt, wie man Klausuren vernünftig aufbaut und Schwerpunkte richtig setzt. Das setzt aber unbedingt voraus, dass man die Klausuren dann danach gründlich nacharbeitet. Das gilt dann auch in Bezug auf die rechtlichen Probleme, die man dabei wunderbar wiederholen oder vertiefen kann. Dabei sollte man sich auch nicht davon abschrecken lassen, wenn die Klausuren anfangs und auch später einem zum Teil eher schwer vorkommen und man mit der Bewertung nicht immer zufrieden ist. Zumindest vom Klausurenkurs an der Uni weiß ich, dass die Klausuren so gut wie immer auf Examensniveau waren oder auch darüber hinaus gingen. Auch die Bewertung war meistens examensrealistisch und mindestens genau so streng.

Zwischenfazit Lerngruppe

Auch eine Lerngruppe halte ich für sehr sinnvoll. Sie setzt aber voraus, dass die Zusammensetzung stimmt. Denn nur die Mischung macht’s. Wenn man nämlich nicht konzentriert zusammenarbeiten kann oder die Niveauunterschiede zu groß sind, dann kann eine Lerngruppe außer Zeitverlust wenig bringen. Wichtig ist also, dass man sich gut versteht und mit einer gewissen Disziplin gemeinsam ans Werk geht. Wobei ich damit natürlich nicht sagen will, dass es nicht auch mal okay ist, etwas länger eine Kaffeepause einzulegen oder ausgiebig zum Mittagessen zu gehen. Die Examensvorbereitung nimmt ja erfahrungsgemäß viel Zeit in Anspruch. Daher sind auch gelegentliche Lernpausen nicht zu unterschätzen.

Fazit: Mein Tipp zum ersten Staatsexamen

Ein Patentrezept gibt es nicht. Und wie es so oft heißt: Jeder muss für sich selbst herausfinden, wie er am besten lernt und welcher Lerntyp er ist. Das klingt zwar abgedroschen, hat aber meiner Meinung nach einen wahren Kern. Ich kann nur von meiner Seite aus nur den Tipp mit auf den Weg geben, dass das Klausurenschreiben nicht unterschätzt werden sollte. Und ein ständiger Austausch mit Kommilitonen im Rahmen einer Lerngruppe kann auch nie schaden. Probiert euch also einfach aus: ob Probehören im Repetitorium, Klausurenkurs oder das Bilden einer Lerngruppe. Im Ergebnis findet jeder seinen Weg und die beste Strategie.

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